Kleingärtner Schorsch, der König der Garten-Scholle, erzählt

Gestörte Kommunikation

 

 Tachgesacht, für die, die dat noch nich wissen, vor einige Zeit ham die mich in unsern Vorstand, als Beisitzer mit besondere Aufgaben, gewählt. Immer dann, wenn Not an Mann/Frau is, schlächt meine große Stunde. Begleitung von Vorstand, Aufsicht bei Pflichtstunden, Wasseruhren ablesen und und und.

 Heute erzähl ich wat, dat eigentlich unglaublich is. Passierte teilweise inne Anlage und auch „draußen“, in normalen Leben. Fangen wir mal mit den „Erlebnis“ inne Anlage an. An ein schönen Freitachabend bin ich mit den Vorsitzenden inne Anlage rumspaziert, war noch wat Zeit bevor dat mit den Treffen vonne Herrengruppe losging. Wir ham uns angerecht unterhalten als uns ein neuer Kumpel aus sein Garten anquatschte. „Hömma, Vorstand, wie groß darf son Swimmingpool sein“, frachte der. „Plantschbecken, kannze inne Satzung und Gartenordnung nachlesen“, war die Antwort von Vorsitzenden, „abber bevor du deine Satzung suchst sach ich dir dat aussen Kopp raus. 1,20 Meter Durchmesser und max. 1000 Ltr. Wasser“. „Ok“, war die Antwort. Wir ab zur Herrengruppe, war ein schön Abend.

 Am andern Tach war ich wieder inne Anlage unterwechs und da traf mich fast der Schlach. In den besachten Garten von gestern „zierte“ ein „kleines“ Planschbecken, natürlich schon voll Wasser, mit den dezenten Ausmaßen Durchmesser 6,0 m und 0,7 m Höhe, wat nach Adam Rieses Rechenbuch schlappe 18 m³ Inhalt bedeutete, den Rasen. Leider weit und breit kein Kumpel zu sehen. Habbich ersma den Vorsitzenden angerufen und den aufgegleist. Der hat zügich den „Spezialisten“ einbestellt und ihn dann vor Ort ordentlich zur Brust genommen. Und wat brabbelt der zu seine Entschuldigung, „dat habbich akustisch nich so mitgekricht, und außerdem war der Pool ein Sonderangebot in Baumarkt und dat Wasser, dat bezahl ich auch“. Konnze deutlich erkennen, der Kumpel hatte ein roten Kopp wie anne Ampel, Puls und ein Blutdruck in schwindelnde Höhe. „Der Pool muss wech“, sagte der Vorsitzende. Wat dann passierte war filmreich. Der Kumpel rannte wutentbrannt in sein Geräteschuppen und kam mit ein Spaten wieder. Noch bevor wir den zurückhalten konnten haute der den Spaten mit volle Wucht inne Wand von den Pool, wat zur Folge hatte, dat sich der gesamte Inhalt blitzartich inne Gärten ergoss. Wir ham fluchtartich den Ort von den Ereignis verlassen. Ein Tach später, bein Frühschoppen, kam ein Nachbarn von den Tsunamigärtner rein und erzählte von den, wat da wohl vorgefallen war. Er schloß sein Bericht mit den Worten: „ich hab mich bein Nachbarn ordentlich für die Wasserspende bedankt. Dat hat ihn abber nich so richtich gefalln“. So spielt dat Leben.

 Kommn wir nu zu die zweite Story, aussen normalen Leben, also nich inne Gartenanlage. Axel und Susi, zwei relativ Neue, ham mich eingeladen, mit die beiden in ein Shoppingcenter zu fahrn, „Bummeln“, wat fürn geilet Wort. Die ham die mich damit geködert, dat in den Center auch ein Baumarkt wäre, da sie noch wat fürn Garten brauchten und meinen Rat benötigen. An nächsten Samtachmorgen ging dat los. Ersma in Baumarkt, wo die schon ordentlich Euros gelassen ham, dann gute 3 Stündchen durch den Center „Bummeln“ und zum krönenden Abschluss, bepackt mit reichlich Tüten, rein in sonne Fressmeile. War ein Biergarten, also draußen und bei töfften Wetter. Nachen Essen für Susi ein Prosecco, Axel ne „Hopfenkaltschale“ und ich ein Käffchen.

 Gerade als ich dat erste Schlückchen Kaffee in Mund hatte kam ein Pärchen in Biergarten rein, beide sehr „dezent“ gekleidet, er Typ „Spargeltarzan“ und sie „zartes Rehlein“ (geschätzte 120 Kilo auffe Hüften). Susi schnappte ersma nach Luft und sachte dann: “Whow, dat Mädel is abber mal gut übbern Winter gekommen“.

 Und damit ihr wisst, wat wir sahen, folcht ersma ne Beschreibung von die Beiden: Er, Sandalen mit weiße Kniestrümpfe (Igitt), kurzen Short und ein T-Shirt, zwei Nummern zu groß, mit den Aufdruck „Hardrock Cafe Berlin“. Der sah abber nich so aus, als wenner ACDC hört. Sie, Schuhe mit Plateausohle und ein „klein“ Absatz von gut 10 cm, (Respekt wat son Schuh so ausgehalten kann), ne hautenge Leggins mit Leomuster (der Leo hatte offensichtlich grade gefressen) und ne tief dekolletierte Bluse. Wat Axel zu der Aussage veranlasste: „Oh mein Gott, aus die Leggins muss dat THW die heute Abend mit schweren Gerät rausschneiden. Und den BH von die kannze auch als Zelt bein Kinderfest einsetzen“. Noch anzumerken is, dat die permanent und ziemlich laut auf ihr Begleiter einredete, er immer nur an nicken.

 Soweit die Beschreibung. Schnell ham die beiden ein Plätzchen gefunden und wat bestellt. Sie krichte ein Riesen Stück Buttercremetorte und ein Latte Macciato, er ein Glas Wasser. Und dann passierte et, eine blonde Schönheit stolzierte an Biergarten vorbei. Allen blieb die Luft wech. Die hatte ne Figur, bei Heidi Klum ihre Sendung hätte die bestimmt den ersten Preis gemacht. Ausgestattet, besser „diseint“, war die mit High Heels, eine offensichtlich aufgepinselte Leggins, Typ „Arsch frisst Hose“, ein Spagetti T-Shirt (um den Busen voll zur Geltung zu bringen) ne edle Handtasche (sacht Susi), sowie dat obligatorische Handy inne Hand. Und wat sacht Susi zu ihrn Axel, der wie alle andern Kumpel auch mal ein Blick riskierte, „Appetit kannze hier holen, gegessen wir zu Hause“. Dat war an unsern Tisch, also nix aufregendet. Wir wollten grade damit beginnen uns weiter zu unterhalten als et passierte.

 Kaum dat die Blonde an Tisch von „Spargeltarzan“ und den „zarten Rehlein“ vorbei rauschte, war kam et zum „Showdown“. Er schaute mit schmachtenden Blick die Blonde hinterher. Worauf sie den Ausruf, laut und für jederman vernehmlich: „Du Schwein, kuck die Alte nich auffen Arsch“ zum Besten gab, die „Alte“ hätte gut und gerne die ihre Tochter sein könn. Er stellte ruckartich sein Wasserglas auffe Tisch ab. Alle Gespräche an den Tischen verstummten schlachartich, wat den „zarten Rehlein“ offensichtlich nix ausmachte. Sie löffelte weiter in ihrn Kuchen rum und er stierte auf sein Glas Wasser. Susi merkte dann noch an: „Der arme Kerl, der hat wohl bei die nix zu sagen“. So isset, Kommunikation is gut, abber nich so wie bei die Beiden.

 Dem is nix hinzu zu fügen.      

 

© by F.W. 11/2025

Hinweis: Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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