Kleingärtner Schorsch, der König der Garten-Scholle, erzählt

Fatale Fehleinschätzung

 

 Tach, wenne inne Glotze reinkucks, kannze die tollsten Dinge sehn. Manchmal habbich dat Gefühl, dat meiste is getürkt. Gezz weiss ich nich, so von wegen getürkt, ob dat politisch korrekt is, musse ja heutzutach aufpassen, watte sachs oder schreibs. Nu gut, dat wat ich heute hier niederschreib is tatsächlich bei uns in Verein vor nich allzu lange Zeit, in Hochsommer, passiert.

 An den besachten Samstachmorgen machte ich ne Runde durchet Revier um zu sehn, ob allet Takko is. Kaum dat ich in hinteren Bereich angekommen bin hör ich meinen Namen von ein vonne Kumpel rufen. „Schorsch, komma zügich bei mich bei, hier is ne Sauerei passiert, kannze dich kaum vorstelln“, dat kam von Tobi, der hatte inne Laube mit seine Perle übernachtet und winkte nu aufgerecht mitte Arme. Also, ich justapostamente zu den hin und die Lauscher aufgemacht.

 Den Tobi sein Garten sah aus, als wenn dat drei Tage ununterbrochen gerechnet hätte. Er erzählte wat von ein Zunami mit Übberschwemmung und forderte mich auf, mit ihn an Ort von vonne Ursache zu gehen. Wir also dahin und tatsächlich, in weitere fünf Parzellen stand teilweise noch reichlich Wasser, obwohl et ja seit Tage nich gerechnet hatte, komisch. Dann folgte die Erklärung von Tobi. An Freitachabend hatte et ne Fete in den Günni sein Garten gegeben und dabei ging dat wohl hoch her. Und kaum, dat der Tobi mit sein Bericht feddich war kam Günni, mit hochtoten Kopp, aus sein Garten und erzählt, wat vorgefallen war.

 Günni wollte seine Enkeltochter zu der ihrn 18ten Geburtstach ne Freude machen. Dat Vereinsheim anmieten kam nich in Frage, waren zu wenich, nur 15, Gäste auffe Liste. Also hat Günni, war ja Hochsommer, sich wat besonderet einfallen lassen. Ne Strandparty. Er hat son mobilet Schwimmbecken gemietet, 6 Meter Innendurchmesser, gut 1,2 Meter hoch, Füllmenge 28 Kubikmeter Wasser und aufgestellt. Und damit dat Wasser keine Bakterien bekommt, hat er da reichlich Chlor reingetan, wegen der Gesundheit vonne Gäste.  

 Bei die Fete, allet junge Leute, ging dat wohl hoch her, auch wegen den Alkohol, der konsumiert wurde. So gegen zwei Uhr hatte ein vonne Burschen ne brillante Idee. Wir ziehn uns ganz aus, hüppen in den Pool und spielen Piraten auffe einsame Insel. Gesacht, getan. Die Klamotten flogen auffe Wiese und bis auf ein, den Malte, alle sofort rein innet kühle Nass. Den Matle drückte ein menschlichet Bedürfnis und er machte sich auffe Suche nahen Klo. Hat sich abber ersma inne Tür vertan und is in Abstellraum gelandet. Sich kurz umgekuckt, dann doch ersmal auffet Klo und anschließend zurück innen Abstellraum, denn dort hatte er wat interessantet gesehn. Die elektrische Kettensäge von den Günni nebst Schutzausrüstung. Und wie die jungen Burschen nu mal so sind, er dat Teilchen mitgenomm, Helm auf und mit lauten Getöse Richtung Pool.

 Als die Badenden den so sahen, der Garten war wegen Vollmond und dank vieler Lichter gut ausgeleuchtet, ging dat Gegröle los. Dat erreichte sein Höhepunkt als Malte auffe feuchte Wiese ausrutschte und die Kettensäge inne Wand von Pool versenkte. Schlachartich ergossen sich 28 Kubikmeter Wasser auffet Land und inne Laube. Ein Kurzschluß tat sein übriget und et trat ne unheimliche Ruhe ein. Zu allen Überfluss war dat plötzlich fast dunkel. Die Ruhe währte nur kurz, denn dann ging dat Towaboho erst richtich los, wie Tobi berichtete.

 Der war von den Radau wach geworden, Taschenlampe an und nachgeschaut, wat da los war. „Schorsch“, sacht der, „da liefen jede Menge halbnackte Jungs und Mädel rum, kreischten, brüllten und suchten nach ihre Klamotten und Handys“. Dat ganze Zeuchs war vonne Flutwelle erfasst und inne umliegenden Gärten, in die Ecke alle ohne Zwischenzaun, verteilt worden. Zu allen Überfluss waren auch die bereitgelechten Handtücher Opfer der Flut geworden und nicht mehr nutzbar.

 Tobis Perle hat die Kiddies mit Handtücher versorcht und Tobi, als guten Nachbar, hat den Günni angerufen. Der kam kurz drauf mit reichlich Badetücher an Ort von Geschehn. Die Fete wurde aufgelöst.

 An nächsten Morgen hat Günni mit seine Enkelin den Schaden aufgenommen, heraus kam ne lange Liste. Die hatter mich, in Beisein von Vorsitzenden, der inzwischen eingetroffen war, gezeicht. Wir ham ihn gesacht, er soll schnell die betroffenen Kumpel anrufen, damit dat Mallör zügich behoben werden kann.

 Auffe Schadensliste von Günni stand u.a. zu lesen:

  • Drei Lauben unter Wasser gesetzt, zwei mit Schaden anne Stromzufuhr
  • Vier Teiche (Biotope) vom Chlorwasser verunreinicht, in Nachgang habbich gehört, dat auch ein paar Fische dat nich übberlebt ham
  • Seche Gärten teilweise verschlammt
  • Neun Handys, die, nachen auffinden und den Versuch, die wieder einzuschalten, nich mehr nutzbar warn
  • Zwei weitere Handys wurden erst nach mehreren Wochen gefunden und, nich zu vergessen
  • Dat kaputte Schwimmbecken

Hat mehrere Wochen gedauert, bis die Gärten und Lauben wieder in passablen Zustand warn. Günni hat sich, war nich anders zu erwarten, bei seine Kumpel entschuldicht und großzügich für Entschädigung gesorcht. Zum Abschluss von Gartenjahr hat er noch ne Entschädigungsfete gegeben, diesmal abber ohne Schwimmbecken.

 Günni hat mir wat später erzählt, dat er davon ausgegangen is, dat ne Fete vonne jungen Leute in Garten nich so viel Unheil anrichten kann wie beispielsweise in Vereinsheim. Ne fatale Fehleinschätzung eben. 

 

© by F.W. 02/2024

Hinweis: Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Diese bereits veröffentlichten Geschichten dürfen Sie für private Zwecke herunterladen. Anderweitige Veröffentlichungen bedürfen der Zustimmung des Autors Friedhelm Walden (© by F.W.).

Download
Neuer Datei-Download
108. Preiswerter Strombezug.pdf
PDF-Dokument [57.7 KB]
106. Fitness im Garten.pdf
PDF-Dokument [59.8 KB]
105. Professionelle Hilfe.pdf
PDF-Dokument [63.2 KB]
104. plötzlich freie Sicht.pdf
PDF-Dokument [60.2 KB]
103. Orgie im Garten.pdf
PDF-Dokument [69.0 KB]
102. Verwandlungen.pdf
PDF-Dokument [62.0 KB]
101. Angezählt trotz Geometrie.pdf
PDF-Dokument [60.0 KB]
91. Rechenkünstler.pdf
PDF-Dokument [67.0 KB]
84. Kartoffelernte.pdf
PDF-Dokument [20.2 KB]
76. Stürmische Zeiten.pdf
PDF-Dokument [18.6 KB]
80. Farbwechsel.pdf
PDF-Dokument [18.8 KB]
79. Sprachsteuerung.pdf
PDF-Dokument [16.2 KB]
78. Genormt.pdf
PDF-Dokument [15.5 KB]
71. Ein dicker Fisch im Netz.pdf
PDF-Dokument [70.2 KB]
70. Besondere Bauwerke.pdf
PDF-Dokument [70.1 KB]
61. Kernig.pdf
PDF-Dokument [72.5 KB]
57. Fehltritte.pdf
PDF-Dokument [65.1 KB]
53. Der grüne Daumen.pdf
PDF-Dokument [70.0 KB]
44. Keine Keime.pdf
PDF-Dokument [38.2 KB]
42. Ein Tsunami im Garten.pdf
PDF-Dokument [44.5 KB]
39. Wasser marsch.pdf
PDF-Dokument [17.8 KB]
31. Mondsüchtig.pdf
PDF-Dokument [17.3 KB]
20. Pflanzenschutz, Teil 2.pdf
PDF-Dokument [19.3 KB]
19. Pflanzenschutz, Teil 1.pdf
PDF-Dokument [20.5 KB]
ZEIT - nah.pdf
PDF-Dokument [14.5 KB]
Bio-logisch.pdf
PDF-Dokument [14.5 KB]
Nachwachsende Rohstoffe.pdf
PDF-Dokument [17.4 KB]
Kunterbunt.pdf
PDF-Dokument [14.3 KB]
Schorsch und der Klimawandel.pdf
PDF-Dokument [15.3 KB]
Schorsch und die Barbarazweige.pdf
PDF-Dokument [13.2 KB]
Schorsch, Baum fällt.pdf
PDF-Dokument [19.5 KB]
Schorsch, Wasser marsch.pdf
PDF-Dokument [15.4 KB]
Schorsch und der Mauerfall.pdf
PDF-Dokument [18.8 KB]
Schorsch und der Mist.pdf
PDF-Dokument [15.4 KB]
Schorsch und der Skandal.pdf
PDF-Dokument [16.7 KB]
Schorsch in Reih und Glied.pdf
PDF-Dokument [16.8 KB]